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Wie gut gehst du mit Kritik um?
In diesem Blogbeitrag erfährst du, wie du souverän mit Kritik umgehen und sie als Sprungbrett für persönliches Wachstum nutzen kannst. Lerne praktische Tipps, um Kritik für dich zu nutzen und sie in eine positive Veränderung umzuwandeln.

Die Kunst, souverän mit Kritik umzugehen, ist von großer Bedeutung, sei es im Beruf, in zwischenmenschlichen Beziehungen oder im alltäglichen Leben. Ich würde sagen, wir alle wünschen uns von uns selbst, dass wir Feedback gelassen und konstruktiv aufnehmen können. Doch das erweist sich in der Praxis oft als anspruchsvoller als erwartet.

Ich weiß, wie herausfordernd das sein kann – selbst nach all den Jahren als Trainerin und Coach – spüre ich immer noch dieses mulmige Gefühl, wenn ich nach einem Seminar die Feedback-Bögen verteile, dieses Gefühl des Ausgeliefert-Seins…
Weißt du was? Es ist okay, sich unwohl zu fühlen. Denn Kritik bedeutet Stress und kann gleichzeitig eine wertvolle Quelle für Wachstum sein, wenn wir lernen, richtig mit ihr umzugehen.

Was auf keinen Fall passieren sollte: wenn du nach einer Kritik verstummst und dich zurückziehst oder nichts mehr wagst und dadurch auch nicht mehr sichtbar bist, und das vielleicht über viele viele Jahre.
Leider passiert das viel öfter als man glaubt – das erfahre ich immer wieder in meinen Trainings und Coachings – deswegen spreche ich es an.

Warum interpretieren wir Kritik oft negativ?

Stell dir vor, du stehst nach einer Präsentation vor einer unerwarteten kritischen Bemerkung. Vielleicht denkst du, Präsentieren sei nicht gerade deine Stärke, nachdem eine Kollegin aus einem anderen Bereich dies bemerkt hat. Oder du postest etwas in den sozialen Medien und erntest negative Kommentare. Anstatt dich zurückzuziehen, können solche Momente eine Chance für Weiterentwicklung und Wachstum sein.

Wir alle kennen das ungute Gefühl, das Kritik auslösen kann. Kritik wird mit etwas Negativem verbunden. Sie verunsichert uns, weil sie uns auf mögliche Fehler oder Schwächen hinweist.
Der Körper reagiert mit Adrenalin, unsere Emotionen gewinnen die Oberhand und schon sind wir mitten im Drama.

Doch wieso nehmen wir solche Situationen oft als persönlichen Angriff wahr und interpretieren Kritik negativ? Weil unser Gehirn so programmiert ist. Das ist ein altes Programm in uns, das noch immer aktiv ist. Etwas Negatives nehmen wir 4x stärker wahr, als etwas Positives.

Und hier ist der Trick: Du kannst dieses Muster durchbrechen. In dem Moment, wenn das passiert, kannst du innehalten und denken: “Ah, das alte Programm läuft gerade ab und ich entscheide mich, aus dem Drama auszusteigen”. Natürlich braucht es ein Bewusstsein für die Situation, damit wir überhaupt wahrnehmen können, wenn ein solches Programm abläuft. Doch wir Menschen haben die Fähigkeit, unser Bewusstsein zu schulen und unsere Reflexionsfähigkeit einzusetzen.
Du hast die Macht, diese Fähigkeiten zu nutzen, um dich selbst zu stärken.

Feedback als Sprungbrett für Wachstum

Nun stellt sich natürlich die Frage: Wie nutzt du die Möglichkeiten zur persönlichen Entwicklung, die dir das Feedback bietet? Wie kannst du das Feedback positiv auslegen und dadurch wachsen?

Hier sind fünf Tipps, die dir dabei helfen können, Kritik auf eine positive Weise anzugehen:

1. Emotionale Distanz schaffen

Widerstehe dem Drang, dich sofort zu verteidigen. Nimm dir Zeit, über die Kritik nachzudenken, und antworte in Ruhe. Indem du Verständnisfragen stellst, zeigst du Respekt für die Meinung anderer und erhältst Klarheit über die Situation. Dies hilft, eine emotionale Distanz zu schaffen und rational zu reagieren.

Mögliche Fragen können sein:

  • „In welcher Situation ist dir das aufgefallen?”
  • „Was hätte ich anders/besser machen können?“

Diese zusätzlich gewonnene Zeit hilft dir abzukühlen und auf eine sachliche Ebene zu kommen, um danach souverän auf die Kritik zu reagieren.

2. Kritik als andere Sichtweise sehen

Erinnere dich daran, dass Kritik subjektiv ist und nicht die absolute Wahrheit. Wenn du von der Berechtigung der Kritik überzeugt bist, nimm sie an. Wenn nicht, lass sie stehen und behalte deine Sichtweise bei. Verschiedene Meinungen sind normal und gesund.

3. Selbstwert bleibt Selbstwert

Dein Selbstwertgefühl bestimmt, wie stark Kritik dich negativ beeinflusst. Je selbstbewusster du bist, desto besser kannst du damit umgehen. Kritik enthüllt etwas über unsere Fähigkeiten und oft knüpfen wir unseren eigenen Wert daran. Trenne deine gesamte Person von den Verhaltensweisen, die kritisiert werden. Du bist mehr als deine ungünstigen Verhaltensweisen.

4. Überprüfe den Ursprung der Kritik

Selbstverständlich ist nicht jede Kritik gerechtfertigt. Es erfordert von uns eine kluge Wahl zwischen Distanzierung und Selbstreflexion. Hierbei müssen wir lernen, sorgfältig zu unterscheiden: Von welchen Angriffen sollten wir uns abgrenzen, da sie schlichtweg nichts mit uns zu tun haben oder keine guten Intentionen dahinterstecken?
Und welche Ratschläge, Feedback oder Kritik tragen Chancen für unsere Weiterentwicklung und persönliches Wachstum?
Frage dich, ob du der Person vertrauen kannst, die die Kritik äußert und achte auf die Absichten dieser Person. Nicht jede Kritik sollte sich zu Herzen genommen werden und manchmal macht es Sinn, sich klar davon abzugrenzen. Als Wertschätzung sich selbst gegenüber.

Manchmal stecken auch Neid oder Machtspielchen dahinter.
Folgende Fragen kannst du dir hier stellen:

  • Kannst du diesem Menschen vertrauen?
  • Aus welcher Werte-Welt spricht dieser Mensch zu dir?
  • Achtest du diese Person?
  • Kann es sein, dass ein männlicher Kollege Schwierigkeiten mit deiner Sichtbarkeit hat oder dass eine weibliche Kollegin ihren Neid ausleben will?
  • Ist es ein Status- oder Machtspiel oder möchte dir jemand wirklich ein stärkendes und konstruktives Feedback geben?

 

5. Kritik als Chance zur Reflexion nutzen:

Kritik kann eine Einladung zur Selbstreflexion sein. Nutze sie, um zu lernen und zu wachsen.
Wie kannst du das Feedback positiv interpretieren und wachsen? Wenn du emotional reagierst, kannst du dich fragen:

  • “Welche wunde Stelle in mir wurde berührt?”
  • “Was kann ich daraus lernen?”
  • “Welche Selbsterkenntnis liegt darin?”

Doch sei selektiv: Nimm nur das an, was konstruktiv und förderlich ist.

Fazit

Feedback kann also ein wertvolles Werkzeug zur Weiterentwicklung sein und eine Möglichkeit, persönlich zu wachsen. Wenn wir Kritik annehmen und konstruktiv darauf reagieren, können wir uns in vielen Bereichen unseres Lebens verbessern.

Um Feedback positiv zu nutzen, gilt:

  • Zuhören und nachfragen: Bewahre Ruhe und schaffe emotionale Distanz.
  • Andere Sichtweise akzeptieren: Kritik ist subjektiv, du hast deine eigene Perspektive.
  • Selbstwert bewahren: Kritik bezieht sich auf Verhalten, nicht auf deine Gesamtperson.
  • Ursprung hinterfragen: Beachte die Motive und Vertrauenswürdigkeit der Kritiker.
  • Reflexion nutzen: Nutze Kritik als Sprungbrett für persönliches Wachstum.

Umsetzungs-Tipp:
Also, wenn das nächste Mal jemand eine kritische Bemerkung macht, versuche der Kritik mit Neugierde zu begegnen, statt defensiv zu sein. Frage nach und nutze die Gelegenheit, zu wachsen.

Bevor du reagierst, versuche, die Kritik zu verstehen. Stelle Fragen und höre genau zu. Frag den Kritiker/die Kritikerin zum Beispiel, warum er oder sie auf diese Art über dich oder deine Arbeit denkt. Erkläre dann in aller Ruhe, wie du die Kritik interpretierst und frage, ob sie richtig ist.

Wenn du dir über die Absicht hinter dem Feedback unsicher bist, kannst du eine zweite Meinung von einer anderen Person einholen: Was hältst du von meinem Kommunikationsstil? Wo kann ich mich verbessern? So bekommst du ein klareres Bild von deinen Fähigkeiten und Möglichkeiten zur Weiterentwicklung.

Tipp für Leise Ladies: Selbstfürsorge nach Kritik

Nachdem du Kritik erhalten hast, sei besonders sanft zu dir selbst. Mach dir bewusst, dass du nicht perfekt sein musst und dass Fehler zum Wachstumsprozess gehören. Belohne dich selbst für den Mut, Kritik anzunehmen und daran zu arbeiten.

Erinnere dich außerdem daran, wie wichtig es ist, wie du mit dir selbst sprichst. Statt dich selbst herunterzuziehen, wenn du Kritik bekommst, versuche, dir selbst aufbauende Sätze zu sagen. Zum Beispiel: „Ich kann aus dieser Kritik lernen und etwas verbessern/verändern.“

 

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