Mein Blog: Impulse und Storys aus 1001 Trainings, Coachings und Workshops

Foto: Yuri A /peopleimages.com / istockphoto.com

Perfektionismus betrifft viele Frauen und ist oft eng mit Selbstzweifeln verbunden. Warum sind überhaupt so viele Frauen Perfektionistinnen und wie kannst du lernen, besser mit überhöhtem Perfektionismus umzugehen? Darum geht es in diesem Blogbeitrag.

Perfektionismus ist ein Thema, das viele Frauen betrifft. Daher möchte ich heute einmal tiefer in das Thema eintauchen und den Fragen auf den Grund gehen, warum überhaupt so viele Frauen Perfektionistinnen sind, welche Auswirkungen das auf das Leben haben könnte und wie Frau mit einem überhöhten Perfektionismus umgehen kann.

In einem früheren Beitrag habe ich bereits darüber gesprochen, dass Selbstzweifel bei vielen Frauen – und gerade bei Leisen Ladies – ein riesen Thema ist. In meinen Augen ist Perfektionismus die Zwillingsschwester der Selbstzweifel. Das sage ich jedoch nicht einfach nur so daher, sondern bin zu dieser Aussage aus meinen Erfahrungen der letzten 20 Jahre aus Coachings und Trainings gekommen.

Fast jede Frau hat sich diese Zwillingsschwestern ‘Selbstzweifel’ und ‚Perfektionismus‘ abonniert – so wie andere Netflix abonniert haben.
Die gute Nachricht ist: Du kannst dieses Abo kündigen.

Vielleicht ist das heute mit diesem Beitrag schon der erste Schritt?

Perfektionismus – was bedeutet das eigentlich und wie erkenne ich das?

Erstmal möchte ich klären, was Perfektionismus überhaupt ist und wie wir ihn erkennen können.

Perfektionismus ist eine Persönlichkeitseigenschaft, die durch einen sehr hohen Selbstanspruch und die Tendenz zur Selbstkritik gekennzeichnet ist. Diese beiden Aspekte stehen in Wechselwirkung zueinander und verstärken sich leider oft auch gegenseitig.

Perfektionistinnen streben danach, in allen Bereichen ihres Lebens perfekt zu sein und haben oft sehr hohe Ansprüche – sowohl an sich selbst, als auch an andere. Sie haben oft Schwierigkeiten mit Kritik und Fehlern umzugehen, denn das könnte wie ein Angriff auf die eigenen Werte sein oder die Entlarvung, dass vielleicht doch nicht alles perfekt gemacht worden ist.

Obwohl es auch positiven Perfektionismus gibt, der beispielsweise zu Erfolg im Beruf führen kann, gibt es auch Aspekte und Verhaltensweisen, die eher zur Belastung werden können und damit natürlich auch die Lebensqualität senken. Und vor allem Frauen tendieren dazu, in die Perfektionsfalle zu tappen.

Die Perfektionsfalle – Beispiele aus dem Ladies-Alltag

Ein Beispiel dafür ist, dass Frauen oft davon absehen, sich für eine ausgeschriebene Stelle zu bewerben, wenn sie nicht glauben, dass sie alle geforderten Kompetenzen zu 100 % erfüllen. Bei Männern hingegen reicht es oft aus, wenn sie etwa 50% der Anforderungen erfüllen und den Rest irgendwie passend machen. (Sorry an die Männer, auf die das nicht zutrifft… Und es ist nicht mal negativ gemeint, denn ich finde, viele Frauen könnten sich da echt was abschauen :))

Eine weitere Situation, in der Frauen oft perfektionistisch handeln, ist beim Managen des Haushalts, auch wenn sie nebenher arbeiten und eine Familie haben. Es ist, als könnten wir für einen perfekt geführten Haushalt eine Trophäe gewinnen. Ich würde es dagegen echt cool finden, wenn eine Frau mal damit prahlen würde, dass zu Hause ein Saustall ist, sie jedoch ein richtig, richtig tolles Wochenende hatte.

Noch ein letztes Beispiel von Sarah – stellvertretend für ‘eine Frau’ – die ein Projekt leitet und dafür ein Meeting vorbereitet. Sie wälzt tausende Powerpoint Folien hin und her, korrigiert, verbessert, verschönert – denn ihre innere Haltung ist, dass das immer noch besser sein könnte. Wahrscheinlich wird niemand später in der Präsentation diese Details merken, doch Sarah feilt und verfeinert trotzdem weiter. Es geht unglaublich viel Zeit verloren und die Ansprüche steigen.

Erkennst du dich in diesen Beispielen wieder? Wenn ja, dann bist du keinesfalls alleine!

Warum sind so viele Perfektionisten Frauen?

Oder anders gesagt: Woher könnte es kommen, dass so viele Frauen zum Perfektionismus neigen?

Sicherlich spielen die Erziehung und gesellschaftliche Erwartungen hierbei eine Rolle. Mädchen und junge Frauen wachsen oft mit dem Gefühl auf, super gut in der Schule sein zu müssen, hübsch auszusehen, nett zu sein und sich um andere kümmern zu müssen. Und auch später, als erwachsene Frau, sollen sie einem gewissen Rollenbild entsprechen und von der Gesellschaft geprägte Attribute verkörpern.

Ein weiterer Grund könnte der Wunsch nach Kontrolle sein. Durch mehr Kontrolle hat Frau mehr Macht und das kann ein Ausgleich sein in einer eher männerdominierten beruflichen Welt. Oder Frauen wollen beweisen, dass sie alles unter einen Hut bringen können und ganz viel leisten können.

Die negativen Auswirkungen von Perfektionismus

Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass Perfektionismus oft mehr Schaden als Nutzen bringt. Es kann zu einem hohen Stressniveau, einer geringeren Lebensqualität und einer erhöhten Anfälligkeit für psychische Probleme wie Burnout führen.

Auch wenn der Selbstoptimierungswahn von überall propagiert wird, gerade auch im Internet, den Sozialen Medien und Fernsehen, so möchte ich dich wirklich ermutigen, diesem Selbstoptimierungswahn zu trotzen, das Streben nach Perfektion aufzugeben und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, nämlich zu leben.

Perfektionismus kann für viele Frauen zu einer großen Belastung werden. Der ständige Druck, alles perfekt machen zu müssen, führt oft zu Selbstzweifeln und Unzufriedenheit. Doch es gibt Wege, um aus diesem Teufelskreis auszubrechen.

5 Empfehlungen wie du den Perfektionismus loslassen kannst:

1. Gib dir die Erlaubnis, Fehler zu machen

Erlaube dir selbst, Fehler zu machen und sogar zu scheitern. Niemand ist perfekt, und das ist in Ordnung. Auch wenn es nicht immer leicht ist, vermeide es, dich selbst zu kritisieren und nieder zu machen, wenn etwas schief geht. Indem du dir erlaubst, Fehler zu machen, kannst du aus ihnen lernen und wachsen.

2. Hör auf, dich zu vergleichen

Vergleichen macht unglücklich. Wenn wir uns ständig mit anderen vergleichen, fühlen wir uns unzulänglich und minderwertig. Es gibt immer jemanden, der besser oder erfolgreicher ist als wir. Konzentriere dich lieber auf deine eigenen Stärken und Ziele.

3. Lerne, loszulassen und zu delegieren

Du musst nicht alles alleine schaffen. Es ist okay, Aufgaben abzugeben und anderen zu vertrauen. Auch gerade wenn es um das Managen der Familie geht. So hast du mehr Zeit für dich und für die Dinge, die dir wichtig sind.

4. No Drama Baby

Auch wenn unser Kopfkino manchmal ganz schön lebhaft und laut sein kann, du kannst dich entscheiden, nicht in dieses Drama einzusteigen. Das ständige Grübeln und sich-Sorgen-machen führt nur zu unnötigem Stress. Versuche aus dem Drama ganz bewusst auszusteigen – es ist eine Entscheidung entfernt – und dich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.

5. Setze realistische Erwartungen an dich selbst

Es kann schwierig sein, die eigenen Erwartungen als Perfektionistin herunterzuschrauben, doch es ist unglaublich wichtig, dies aktiv zu tun. Denn wenn Frau zu hohe Standards setzt, wird sie diese nie erreichen und Unzufriedenheit ist vorprogrammiert – oder wir machen uns erst gar nicht auf den Weg, unsere Träume und Ziele zu verwirklichen, da die selbst gesetzten Ansprüche viel zu hoch sind.

Es geht darum, sich bewusst zu machen, dass perfekt sein nicht möglich ist und dass es in Ordnung ist, nicht alles perfekt zu machen. Denn so oder so, im Grunde sind wir doch alle perfekt, so wie wir sind. Mit all unseren Ecken und Kanten.

Natürlich können wir weiterhin anstreben, uns zu entwickeln und zu entfalten. Jedoch mit realistischen Erwartungen und einer liebevollen Haltung uns selbst gegenüber.

Diese Punkte sind wichtige Schritte auf dem Weg zu einem gesunden Selbstbild und einem glücklicheren Leben – welches wir dann auch in vollen Zügen genießen können.

Die 5 Freiheiten

An dieser Stelle möchte ich noch Virginia Satir erwähnen – sie war nicht nur eine Psychotherapeutin, sondern auch eine der bedeutendsten Familientherapeutinnen und wird oft auch als Mutter der Familientherapie bezeichnet.

Satir hat die sogenannten „Fünf Freiheiten“ formuliert, die ich persönlich wundervoll finde und daher auch mit dir teilen möchte:

  1. Die Freiheit, im Moment zu sehen und zu hören, was wirklich da ist, ohne das Gefühl zu haben, dass es anders sein sollte.
  2. Die Freiheit, das auszusprechen, was ich wirklich fühle und denke, ohne dabei auf die Erwartungen anderer zu achten.
  3. Die Freiheit, zu meinen Gefühlen zu stehen und ehrlich zu sein, ohne etwas vorzutäuschen.
  4. Die Freiheit, um das zu bitten, was ich brauche, ohne darauf zu warten, dass jemand anderes mir die Erlaubnis gibt.
  5. Die Freiheit, Risiken einzugehen und etwas Neues auszuprobieren, ohne immer nur auf Nummer sicher zu gehen.

Abschließend möchte ich dir noch ein paar Fragen zur Selbstreflektion mit auf den Weg geben:

Wo in deinem Leben könntest du den Druck und die hohe Erwartung an dich selbst rausnehmen?

Wie kannst du dir mehr Entspannung gönnen und liebevoller mit dir selbst sein?

>> Überlege dir etwas Konkretes, das du anders machen könntest.
Vielleicht möchtest du ja sogar eine der fünf Freiheiten von Virginia Satir aufgreifen und diese eine Woche lang ausprobieren.

So oder so, erlaube dir, dir Zeit zu nehmen und in deinem Tempo zu gehen und erkenne auch deine Erfolge an – egal wie groß oder klein sie sind! Wenn du etwas anders machst, wenn es dir zum Beispiel gelingt, den Druck rauszunehmen und den Perfektionismus ein ganz wenig loszulassen, dann feiere dich!

Und denke daran: Du bist bereits vollkommen, so wie du bist. Du bist genug! Und unser Perfektionismus-Abo können wir auch wieder kündigen. Jeden Moment.

PS: Wenn du noch mehr Impulse möchtest, gerade auch zum Thema Sichtbarkeit, dann schau dir gerne meinen Minikurs an, der ein Auszug aus meinem Online-Kurs ist und wertvolle Tools enthält.
Hier ist der Link dazu

Hör doch mal in meinen Podcast rein:

MEIN NEUER PODCAST FÜR LEISE LADIES IST ONLINE 😀
UNBEDINGT REINHÖREN UND ABONNIEREN
www.leise-ladies.de/podcast