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Empathie ist eine wertvolle Fähigkeit, die uns erlaubt, uns in die Sichtweisen und Erfahrungen anderer Menschen reinzuversetzen. Sie ermöglicht uns, Mitgefühl zu zeigen und zwischenmenschliche Beziehungen zu vertiefen.

Doch während Empathie viele positive Aspekte hat, können wir uns auch in einem Meer der Gefühle verlieren, wenn wir zu viel davon zulassen. Zu viel Empathie kann tatsächlich gefährlich werden – sowohl für unser eigenes Wohlbefinden als auch für die Art und Weise, wie wir mit anderen interagieren. In meinem Blogbeitrag möchte ich genauer betrachten, wie sich ein Übermaß an Empathie negativ auswirken kann und wie du gesunde Grenzen setzen kannst, um dich selbst zu schützen und dabei trotzdem empathisch bleibst.
Die Gefahr von einem Übermaß an Empathie

Manche Personen empfinden ein tiefes Verständnis für andere Menschen, da sie ihre Emotionen wahrnehmen. Sie nehmen die Perspektive des anderen ein und können so nachvollziehen, wie die Person denkt, fühlt und was die Handlungsmotive dieser Person sind. Doch während sie sich in die Bedürfnisse und Gefühle anderer einfühlen, besteht die Gefahr, dass sie sich dabei selbst vernachlässigen. Die entscheidende Frage lautet daher: Wo liegt die Grenze zwischen Empathie für andere und Selbstachtung? In welchen Situationen stellen wir die Bedürfnisse und Gefühle anderer über unsere eigenen?

Feinfühlige Menschen haben eine ausgeprägte Empathie

Feinfühlige Menschen nehmen Reize wie Geräusche, Gerüche und Emotionen oft intensiver wahr als andere. Diese gesteigerte Empfindsamkeit kann zu Überstimulation führen, was oftmals Stress, Angst und Erschöpfung mit sich bringt. Aufgrund ihrer ausgeprägten Empathie fühlen sich sensible Menschen stark mit den Emotionen anderer verbunden. Dadurch laufen sie Gefahr, dass sie die Emotionen anderer übermäßig aufsaugen und sich dadurch emotional überlastet fühlen.

Diese Fähigkeit, stark wahrzunehmen, kann mitunter so überwältigend sein, dass sensible Menschen in Handlungsunfähigkeit verfallen. Zusätzlich neigen viele feinfühlige Menschen dazu, viel im Voraus zu planen und alle Eventualitäten abzuwägen, um Konflikte und unvorhergesehene Situationen zu vermeiden.

Dazu ein Beispiel:
Ich hatte in meinen Coachings einmal eine zurückhaltende Frau, die als Kind immer dafür verantwortlich gemacht wurde, wie es ihrer Mutter ging. Wenn es ihrer Mutter nicht gut ging, dann nahm sie die Schuld auf sich, denn so wurde es ihr von klein auf eingetrichtert:
Wegen dir bin ich so müde, wegen dir kann ich nicht…
Um Harmonie herzustellen, unterdrückte sie ihre eigenen Bedürfnisse und bemühte sich, ein braves und liebenswertes Mädchen zu sein. Diese Verhaltensmuster prägten sie bis ins Erwachsenenalter. Sie unterdrückte weiterhin ihre eigenen Bedürfnisse, um anderen ein positives Gefühl zu vermitteln, selbst wenn es auf Kosten ihres eigenen Wohlbefindens ging.
Als erwachsene Person war es für sie nun entscheidend, diesen Zugang zu sich selbst wiederzufinden. Dies beinhaltete die Wahrnehmung ihrer eigenen Bedürfnisse und den Mut, sie auszusprechen und danach zu handeln. Erst nach einem längeren Prozess gelang es ihr, alte Gedankenmuster aufzulösen und dadurch die Wiederherstellung eines gesunden Gleichgewichts zwischen Selbstfürsorge und zwischenmenschlicher Harmonie herzustellen.

Fünf Tipps, die dir dabei helfen, dich und deine Bedürfnisse ernst zu nehmen

  1. Sei dir selbst gegenüber empathisch. Nimm dir dafür mehrmals am Tag bewusst Zeit, um innezuhalten und auf dich selbst zu achten. Frage dich: Wie geht es mir gerade? Was nehme ich wahr? Lerne, dich selbst ernst zu nehmen und sei ehrlich zu dir selbst.
  2. Achte auf die Signale deines Körpers. Wenn du Schmerzen in einer bestimmten Körperregion verspürst, kann dies ein Hinweis darauf sein, dass du über deine Grenzen gegangen bist. Nimm diese Signale ernst und betrachte deinen Körper als einen Seismographen, der dir zeigt, dass etwas nicht stimmt.
  3. Schaffe bewusst Raum für Selbstfürsorge. Überlege, welche Rituale dir helfen, dich zu erholen und neue Energie zu tanken. Finde Ladestationen für dich selbst, sei es durch Spaziergänge an der frischen Luft, Zeit mit einem Buch oder Meditation. Erlaube dir auch einfach einmal nichts zu tun. Frage dich: Was gibt mir Kraft? Und ebenso wichtig: Was muss ich heute NICHT tun?
  4. Sei in der Kommunikation klar und deutlich in Bezug auf deine Bedürfnisse, ohne dich zu rechtfertigen. Sage beispielsweise: „Für mich ist es wichtig, dass…“ oder „Mein Wunsch ist…“. Zeige auch die potenziellen negativen Auswirkungen auf, wenn deine Bedürfnisse nicht erfüllt werden.
  5. Reflektiere deine zwischenmenschlichen Beziehungen. Wann fühlst du dich von anderen ausgenutzt bzw. wie deren emotionaler Mülleimer? Wann leidest du mit anderen mit, obwohl du selbst nicht direkt involviert bist? Frage dich, wann du automatisch in den Empathie-Modus schaltest oder sogar Schuldgefühle empfindest, obwohl du keine Verantwortung für die Situation trägst. Diese Reflektion kann dich dabei unterstützen, gesunde Grenzen zu setzen und deine Selbstfürsorge zu stärken.

Obwohl Empathie grundsätzlich nichts Negatives ist, kann uns ein zu viel davon überfordern und unsere eigenen Bedürfnisse vernachlässigen lassen. Es ist daher entscheidend, dass wir nicht nur lernen, uns in andere hineinzuversetzen, sondern auch, uns selbst wahrzunehmen und uns mit derselben Freundlichkeit und Fürsorge zu behandeln. Indem wir uns bewusst Zeit nehmen, um auf uns selbst zu achten, unsere Grenzen zu erkennen und klar über unsere Bedürfnisse zu kommunizieren, können wir eine ausgeglichene und gesunde Form der Empathie kultivieren, die sowohl für uns selbst als auch für andere eine Unterstützung ist.

Wenn du mehr über dieses Thema erfahren möchtest oder weitere Tipps zur Selbstfürsorge suchst, lade ich dich herzlich ein, meinen Leise Ladies Podcast anzuhören. Dort spreche ich unter anderem über die Themen Selbstfürsorge, Empathie und persönliche Entwicklung. Ich freue mich darauf, dich in meiner Podcast-Community willkommen zu heißen!

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