Mein Blog: Impulse und Storys aus 1001 Trainings, Coachings und Workshops

Im Laufe deines Lebens bist du bestimmt schon Menschen begegnet, die unaufhaltsam erscheinen und in großen Schritten ihr Ding machen und auch noch erfolgreich sind. Vielleicht hast du dich bei der ein oder anderen Person schon einmal gefragt, wieso sie und nicht ich.

Woran liegt es, dass Personen mit gleichen oder sogar schlechteren Qualifikationen an der Überholspur an dir vorbeiziehen? Nur an Glück liegt es auf keinen Fall. Vielmehr dreht sich im Berufsleben heutzutage Vieles um das Thema Sichtbarkeit. Musterqualifikationen reichen schon lange nicht mehr aus, es geht darum, wie gut du dich anderen gegenüber präsentieren und positionieren kannst.

Worauf es im Selbstmarketing ankommt und was das Ganze mit den vier Bühnengesetzen zu tun hat, darauf möchte ich heute genauer eingehen.

#1 Rollenklarheit – Was ist deine Rolle im Beruf und im Leben?

Lass uns zuerst einen Blick aufs Theater werfen. Jeder Schauspieler weiß, welche Rolle er oder sie zu spielen hat, welche Motive hinter seiner Rolle stecken, welche Biografie seine Rolle hat und wie er demnach handeln muss. Schauspieler:innen bereiten sich viele Wochen vorher auf ihre Rolle vor, sodass sie lernen, sich in die Person voll und ganz hineinzuversetzen und authentisch rüber zu kommen.

Überleg dir jetzt, was das für dich und deine Position im Leben bedeuten könnte. Wenn du authentisch wirken und dich in einem bestimmten Bereich positionieren möchtest, dann kannst du für dich reflektieren, wie klar für dich deine Rolle ist. Reflektiere deine Rolle im Beruf und im Privaten. Wofür möchtest du stehen? Was sind deine Werte? Was sind deine Handlungsmotive? Was sind deine Stärken? Und warum tust du, was du tust?

Wenn du dir erstmal klar wirst über deine Rolle und wer du wirklich sein möchtest, dann kannst du dich viel klarer positionieren und dich dementsprechend verhalten.

Genau so wichtig ist die Rollenklarheit im beruflichen Kontext. Wenn du als Projektleiter:in eher harmonierorientiert bist und jemandem negatives Feedback geben solltest, dann kann dich die Rolle dazu legitimieren: Zu meiner Funktion als Projektleiter:in gehört es dazu, Sachen anzusprechen, die z.B. hinderlich sind, um die Projektziele zu erreichen.

Selbstreflexion: Erwartungs-Management beruflich und privat: Entscheide erst einmal, ob du es für dein berufliches Umfeld oder für dein privates Umfeld visualisierst.
Zeichne auf ein großes Papier dich in die Mitte und dann

  1. Identifiziere dein Umfeld (Kollegen, Chefin, Kunden, Geschäftführer:in etc.) und male sie um dich herum auf.
  2. Überlege dir, wer welche Erwartungen an dich hat. Schreibe sie alle auf, auch überhöhte Erwartungen.
  3. Welche willst du erfüllen (gehören zu deiner Rolle) und welche nicht?

Leite aus dieser Selbstreflexion ab, was die Erkenntnis ist und die möglichen nächsten Schritte für dich.

#2 Präsenz – Wie wirke ich auf andere?

Die wichtigsten Übertragungsinstrumente eines Schauspieler:in sind seine Körpersprache und Stimme. Ohne diese beiden Instrumente würde ein Schauspieler:in sein Handwerk auf der Bühne nicht umsetzen können. Körpersprache formt sich über die Vorstellungskraft. Wenn du dir zum Beispiel vorstellst, dass du auf der Bühne über eine Eisfläche gehst, dann bewegst du dich dementsprechend. Dadurch schulst du deine Körpersprache und lernst, wie du dich geben und bewegen musst, um eine bestimmte Wirkung zu erzeugen.
Das wiederum kann auch auf den Berufsalltag übertragen werden. Auch hier ist es wichtig, sich damit auseinanderzusetzen, wie du auf andere wirkst und ob dein Auftreten deinen Wünschen entspricht. Wenn nicht, dann ist es wichtig, dass du dir überlegst, was du tun kannst, um deine Körpersprache in Zukunft bewusst einzusetzen und Präsenz zu erzeugen, die anderen positiv in Erinnerung bleibt. Du hast nun mal einen Körper, also mache ihn zu deinem Verbündeten für deine Vorhaben!

Selbstreflexion:

  • Wie wirke ich?
  • Wie will ich wirken?
  • Wie will ich auf keinen Fall wirken?
  • Von wem kann ich mir Feedback einholen für meine Wirkung? Am besten ganz unterschiedliche Menschen ansprechen.

#3 Eine gute Story – Was möchte ich vermitteln?

Wir leben alle in Geschichten und erzählen uns gegenseitig ständig Geschichten. Während im Theater die Story als Theaterstück vorgegeben wird – außer im Improvisationstheater – hast du im echten Leben Wahlmöglichkeiten deine Geschichten immer wieder neu zu schreiben. Überlege dir, welche Story du kreieren möchtest und wie deine Inhalte bisher aussahen. Neigst du eher zu Positivität oder zu Negativität? Handelt es sich bei deinen Stories, die du erzählst um stärkende oder um schwächende Geschichten? Tendierst du dazu, Jammergeschichten zu erzählen und dich unbewusst abzuwerten? Kennst du deine Erfolgsgeschichten (Brandstorys) und erzählst sie auch in bestimmten Situationen, um dich zu positionieren?

Selbstreflexion:

  • Reflektiere deine bisherigen Stories und überlege, in welchen Filmen du unterwegs warst bisher. Sind es Heimatfilme, in denen du immer die gleichen langweiligen Geschichten deiner Eltern nachspielst? Oder übernimmst du die Verantwortung für dein eigenes Leben und entscheidest über dein Drehbuch
  • Angenommen, du kannst das Drehbuch deines Zukunftsfilms selber entwerfen, wer bist du darin? In welcher Umgebung bist du? Wer ist um dich herum? Was tust du? Was denkst du?

#4 Den anderen gut aussehen lassen – Verbündete finden

Auch hier möchte ich wieder einen Vergleich mit dem Theater ziehen. Dieses Mal mit dem Improvisationstheater. Eine wichtige Regel lautet hier sein Gegenüber zu unterstützen, wenn man bemerkt, dass er oder sie nicht mehr weiter weiß und womöglich ein Blackout hat. Dies ist eines der wichtigen Gesetze beim Aufbau eines gut funktionierenden Ensembles.

Im beruflichen Kontext den anderen gut aussehen lassen bedeutet nichts anderes, als den anderen bei seinem Vorhaben in guten und auch in schlechten Zeiten zu unterstützen. Wir stehen und handeln sowohl auf der Bühne als auch im Leben gemeinsam mit unseren Kollegen, Mitarbeiter:innen, Vorgesetzten und Kunden. Es ist ein Spiel von Geben und Nehmen, ein Spiel, bei dem gegenseitiges Vertrauen im Vordergrund steht. Vertrauen geben und sich auf den anderen verlassen können. In kritischen Situationen nicht „dicht“ machen und nach dem „Loser“ oder „Sündenbock“ suchen, sondern gemeinsam eine Lösung anstreben und kontinuierlich die Stärken und Talente der anderen unterstützen, macht das Erfolgsgeheimnis eines guten Ensembles aus.

Die Idee vom Konkurrenzdenken ist längst out. Selbstmarketing geht nicht allein. Daher solltest du darauf achten, was du tun kannst, um nicht nur dich selbst, sondern auch andere zu stärken.

Selbstreflexion:

  • Lässt du die anderen gut aussehen oder bist du gut im Abwerten?
  • Networking bedeutet erstmals geben, geben, geben
  • Wie kannst du dein Netzwerk erweitern? Auf wen kannst du aktiv zugehen? Suche dir Verbündete, um deine Vorhaben durchzusetzen.

Foto: alphaspirit/stock.adobe.com