Mein Blog: Impulse und Storys aus 1001 Trainings, Coachings und Workshops

Während es bei „Führung“ darum geht, anderen eine gute Leistung in einem motivierenden Rahmen zu ermöglichen und ihnen ein Umfeld zu bieten, in dem sie sich selbst entfalten können, geht es bei Selbstführung darum, sein eigenes Verhalten, seine Gefühle und Gedanken positiv zu beeinflussen und zu steuern.

Sobald du das Steuerrad deines Lebens in die Hand nimmst, beginnst du dich selbst zu führen. Es geht dabei nicht vordergründig darum, dich selbst zu Höchstleistungen zu motivieren, sondern vielmehr darum, immer wieder inne zu halten und zu lernen, mit neuen Situationen und auch mit Unerwartetem umzugehen. Dich immer wieder zu fragen: wie möchte ich mich in der Situation xy verhalten und welche innere Haltung möchte ich bewusst dabei einnehmen?
Die größte Herausforderung ist es, deine Aufmerksamkeit nach innen zu richten, deine Ausgangssituation ehrlich zu reflektieren, um möglicherweise bestimmte Verhaltensweisen zu verändern.

Durch den ständigen Lärm um uns herum – man kann es auch Ablenkung durch die vielen Informationsimpulse nennen – vergessen wir oft zu reflektieren, was uns wirklich wichtig ist, welche Gedanken schwächend sind und welche begrenzenden Geschichten wir uns tagtäglich selber erzählen.

Die Kompetenz, aus den alten Geschichten und limitierenden Gedanken auszusteigen und jeden Tag für sich bewusst neu zu wählen, bedeutet eine gute Selbstführung.

Die drei Grundpfeiler der Selbstführung

Selbstführung setzt sich aus drei Komponenten zusammen, die sich wechselseitig beeinflussen:

Selbsterkenntnis, Selbstverantwortung und Selbststeuerung.

Selbsterkenntnis

Grundvoraussetzung, um sich selbst führen zu können ist es, sich selbst zu kennen und sein eigenes Verhalten und Denken regelmäßig zu reflektieren.
Ein Ritual, das dir dabei helfen kann, ist es, dich wöchentlich ca. eine halbe Stunde hinzusetzen und die Woche Revue passieren zu lassen.
Beantworte dir dabei folgende Fragen:

  • Was habe ich Neues gelernt?
  • Was hat mich irritiert?
  • Möchte ich ein bestimmtes Verhalten verändern?
  • Lebe ich selbst vor, was ich von anderen erwarte?
  • Was kann ich in Zukunft verändern?
  • In welchen Bereichen stehe ich mir noch selbst im Weg?

Schreibe dir ganz konkret auf, was du gern anders machen würdest und welche Realität du erschaffen willst.
In Bezug auf deine Gedanken, Gefühle und dein Verhalten.

Selbstverantwortung

Um sich selbst führen zu können ist es wichtig, Verantwortung für sich und sein Handeln zu übernehmen, anstatt die Schuld anderen in die Schuhe zu schieben. Selbstverantwortung bedeutet zu erkennen und zu verstehen, dass unsere Gedankenmuster und Gefühlsreaktionen dafür verantwortlich sind, wie wir handeln. Teil der Eigenverantwortung ist auch die Erkenntnis, nicht perfekt zu sein und offen zu seinen ungünstigen Verhaltensweisen und Schwächen zu stehen ohne sich dabei selbst abzuwerten.

Selbststeuerung

Dieser Pfeiler beschreibt die Fähigkeit, sein eigenes Verhalten und Denken zu beobachten, zu bewerten und gegebenenfalls zu verändern, um seine Ziele zu erreichen und alte Muster zu durchbrechen, die uns dabei im Weg stehen.
Das zeichnet Menschen mit hoher Selbstführungskompetenz aus

• Sie wissen, wohin die Reise geht
Menschen mit einer ausgeprägten Selbstführungskompetenz wissen, was ihnen wichtig ist, wo ihre Prioritäten liegen und welche Träume und Ziele sie verfolgen. Sie haben klar vor Augen, wohin die Reise gehen soll.

• Sie übernehmen Verantwortung
Personen mit hohen Selbstführungskompetenzen übernehmen Verantwortung für ihr Leben. Sie wissen, dass sie selbst für ihr Handeln, ihre Gefühle und ihr Leben verantwortlich sind und schieben die Schuld für ihre Probleme nicht auf andere. Zudem sind sie in der Lage, Probleme von verschiedenen Blickwinken zu betrachten und so eine ganzheitliche Lösung zu finden.

• Sie sind motivierter
Personen, die Selbstverantwortung übernehmen sind motivierter und wissen, was ihnen wichtig ist im Leben. Sie verfolgen ihre Ziele, bleiben dran und wissen, wie sie diese erreichen können.

• Sie sind im Einklang mit sich selbst
Menschen, die lernen sich selbst zu führen, fühlen sich weniger getrieben. Alles, was sie tun, geschieht aus eigener Willenskraft. Diese Selbstbestimmtheit führt zu mehr Zufriedenheit. Sie wissen, wofür sie tagtäglich aufstehen und das wiederum gibt ihnen mehr Sinnhaftigkeit sowohl im Privat- als auch im Berufsleben.

Selbstführung für Führungskräfte

Führung beginnt mit Selbstführung.

Wer sich selbst führen kann, der kann auch andere führen. Umgekehrt ist das jedoch nicht immer der Fall, denn nicht jede Führungskraft besitzt auch die Fähigkeit sich selbst zu führen. Oftmals sind Personen in höheren Positionen gewohnt, das Handeln und Verhalten ihrer Mitarbeiter:innen zu bewerten und vergessen dabei, dass sie selbst auch Teil des Systems sind. Wer den Fokus hingegen auch auf sich selbst richtet, kann darauf aufbauend Maßstäbe für andere setzen. Führungskräfte haben eine Vorbildfunktion im Unternehmen inne und ihre Einstellungen, Emotionen und Handlungen haben großen Einfluss auf andere. Wer Verantwortung für sich selbst übernimmt, dem gelingt auch eine wirksame Mitarbeiterführung.

Tipps zur Selbstführung:

1) Löse dich von alten Denkmustern

Menschen sind Gewohnheitstiere und oftmals wird unser Handeln von unserem inneren Autopiloten bestimmt. Probleme werden immer wieder auf ähnliche Art und Weise gelöst, dabei vergessen wir jedoch, dass unser innerer Autopilot und die damit verbundenen Handlungen und Reaktionen nicht immer zu den gegebenen Rahmenbedingungen passen. Versuche dich daher von deinen gewohnten Denkmustern zu lösen und überprüfe in regelmäßigen Abständen, ob es andere Herangehensweisen an Problemsituationen gibt.

2) Schärfe deine Selbstwahrnehmung

Analysiere, wann, warum und unter welchen Umständen du wie reagierst. Mach dir Notizen und sei dabei ehrlich zu dir selbst. Analysiere regelmäßig dein Verhalten, um unpassende Verhaltensweisen und Einstellungen rechtzeitig zu erkennen.

Mögliche Fragen können sein: wer oder was bringt mich innerlich auf die Palme? Wem gegenüber verhalte ich mich unfair und verletzend? Kann ich mich selber steuern, so dass ich in diesen Situationen anders reagiere?

3) Definiere klare Ziele

Definiere deine persönlichen Ziele, beruflich und privat. Denk daran, je spezifischer deine Ziele sind, umso eher wirst du sie umsetzen.

4) Erhöhe deine Selbstakzeptanz

Wirf ganz nach dem Motto: „Nobody is perfect“ den angestrebten Perfektionismus über Board und lerne dich ohne Self-Bashing und Selbstsabotage zu akzeptieren und stolz auf deine beruflichen als auch privaten Erfolge zu sein. Wenn dir etwas nicht gelingt, nimm eine wohlwollende Haltung dir selbst gegenüber ein und stelle dir die Frage: „Was kann ich nächstes Mal besser oder anders machen?“

5) Mache eine regelmäßige Bestandsaufnahme deiner IST-Situation

Nimm dir regelmäßig Zeit zur Selbstreflexion, um deine Ziele mit deinen Prioritäten und Werten abzustimmen und dich regelmäßig zu reflektieren. Eine gute Methode dafür ist ein Tagebuch oder ein Journal, in dem du dein Verhalten und deine Gedanken dazu über einen längeren Zeitraum hinweg beschreibst.

Foto: carles miro / istockphoto.com